Cannabis in der Frauengesundheit
In den letzten Jahren hat sich medizinisches Cannabis als vielversprechende Ergänzung in der Frauengesundheit etabliert.
Im Mittelpunkt stehen hierbei besonders die Wirkstoffe Cannabidiol (CBD) und Tetrahydrocannabinol (THC). CBD wird vor allem für seine entzündungshemmenden und angstlösenden Eigenschaften geschätzt, während THC häufig mit schmerzlindernden, muskelentspannenden und stimmungsaufhellenden Effekten in Verbindung gebracht wird.
Diese natürlichen Wirkstoffe können einen wichtigen Beitrag dazu leisten, die Lebensqualität zu verbessern und den oft belastenden Alltag ein Stück weit zu erleichtern.
Jede Frau sollte die Möglichkeit haben, in einem verständnisvollen Umfeld die für sie passende Behandlung zu finden – selbstverständlich stets unter fachkundiger Begleitung und individueller Beratung
Gut zu wissen: Auch, wenn diverse Studien positive Ergebnisse im Bereich der Frauengesundheit anzeigen, braucht es noch viel weitere Forschung, um zu untermauern, wie hilfreich Cannabis in diesen Fällen wirklich sein kann.
Überblick über frauenspezifische Gesundheitsprobleme
Im Folgenden betrachten wir zentrale Erkrankungen wie Endometriose, PMS, Menstruationsbeschwerden, jedoch auch die vielfältigen körperlichen und seelischen Herausforderungen in den Wechseljahren.
Jede dieser Beschwerden bringt individuelle Symptome und Bedürfnisse mit sich, die einen ganzheitlichen Behandlungsansatz notwendig machen:
Endometriose:
- Gewebe, das der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, wächst außerhalb der Gebärmutter
- Führt zu intensiven Schmerzen, Zyklusstörungen und möglichen Problemen bei der Familienplanung
PMS (Prämenstruelles Syndrom):
- Symptome umfassen Stimmungsschwankungen, Blähungen, Kopfschmerzen und allgemeines Unwohlsein
- Diese Beschwerden können den Alltag erheblich beeinträchtigen und zu zusätzlicher emotionaler Belastung führen
Wechseljahre (Menopause):
- Hormonelle Umstellungen verursachen häufig Schlafstörungen, Hitzewallungen, Gewichtszunahme und Stimmungsschwankungen
- Diese Veränderungen können das seelische Gleichgewicht stark belasten
Menstruationsbeschwerden und Krämpfe:
- Starke Krämpfe und ziehende Schmerzen im Unterbauch und Rücken, oft begleitet von Übelkeit und Kopfschmerzen
- Klassische Behandlungen umfassen Schmerzmittel, Wärmeanwendungen und hormonelle Präparate
Gut zu wissen: Bei starken Menstruationsbeschwerden kann es sich auch um Endometriose handeln. Suchen Sie bei untypisch starken Regelschmerzen daher so schnell wie möglich Ihren Frauenarzt auf.
Der Einsatz von Cannabis bei häufigen Frauenleiden
Bereits seit Jahrtausenden wird Cannabis traditionell zur Linderung unterschiedlichster Beschwerdebilder eingesetzt. Hier ein kurzer Überblick darüber, wie die Heilpflanze auch bei typischen Frauenleiden angewendet werden kann:
Cannabis bei Menstruationsschmerzen und Krämpfen
Viele Frauen kämpfen mit starken Menstruationskrämpfen und Regelschmerzen. Cannabis enthält Wirkstoffe wie THC und CBD, die entzündungshemmend und muskelentspannend wirken können.
Diese Eigenschaften könnten laut einiger Studien dabei helfen, die Entzündungen im Uterus zu verringern und die schmerzhaften Muskelkontraktionen zu entspannen – was für viele eine erhoffte Linderung darstellt.
Cannabis und Linderung von PMS-Beschwerden
Das Endocannabinoid-System, mit dem die Cannabinoide interagieren, spielt eine wichtige Rolle bei der Regulation von Stimmung und Schmerzwahrnehmung. Einige Frauen berichten, dass sie durch den Einsatz von Cannabis eine Stabilisierung ihrer Stimmung und eine Minderung körperlicher Beschwerden erfahren haben – ein kleiner Hoffnungsschimmer in einer oftmals belastenden Zeit.
Cannabis bei Endometriose
Endometriose kann zu anhaltenden und oft intensiven Schmerzen führen, da Gewebe, das normalerweise die Gebärmutterschleimhaut ausmacht, an anderen Stellen im Körper wächst.
Erste Erfahrungsberichte und Studien deuten darauf hin, dass die entzündungshemmenden und schmerzlindernden Eigenschaften von Cannabis helfen könnten, den chronischen Schmerz und die Entzündungen, die für die Erkrankung typisch sind, zu lindern. Diese Möglichkeit kann für viele ein Lichtblick sein, auch wenn noch weitere Forschung nötig ist.
Cannabis in den Wechseljahren
Einige Studien zeigen, dass Cannabis Frauen in der Menopause helfen kann, besser zu schlafen und Hitzewallungen abzumildern. Dies kann gerade in einer schwierigen Lebensphase, mit oftmals vielen psychischen und körperlichen Herausforderungen, entlastend sein.
Achtung: Wenden Sie Cannabis nicht in Kombination mit anderen Präparaten an, ohne dies vorher mit Ihrem behandelnden Arzt abgesprochen zu haben. Schließlich kann dies zu gefährlichen Wechselwirkungen führen!
Verschreibungsprozess von medizinischem Cannabis für Frauen in Deutschland
In Deutschland ist medizinisches Cannabis seit 2017 legal und kann verschrieben werden, wenn herkömmliche Therapien nicht ausreichend wirksam sind.
Seit der Teillegalisierung im Jahr 2024 ist der Zugang zu medizinischem Cannabis noch etwas erleichtert worden: Es wird nicht mehr per BTM-Rezept, sondern per normalem Rezept oder e‑Rezept zur Verfügung gestellt, sodass nun auch Hausärzte neben Fachärzten wie Gynäkologen oder Schmerztherapeuten Cannabis verschreiben können:
- Ausführliche Anamnese und Diagnosestellung:
Der erste Schritt ist ein intensives Gespräch und eine gründliche Diagnosestellung, in dem alle relevanten Gesundheitsaspekte berücksichtigt werden. Wir verstehen, dass dies ein sensibler und entscheidender Moment sein kann
- Voraussetzungen für die Verschreibung
Ihr Arzt kann Ihnen medizinisches Cannabis verschreiben, wenn folgende Faktoren vorliegen:
- Keine anerkannte, medizinisch übliche Versorgungsform: Es gibt derzeit keine etablierte Standardtherapie für Ihren speziellen Fall
- Nebenwirkungen und Standardtherapie: Ihr Arzt hat die möglichen Nebenwirkungen bewertet und hält die herkömmliche Behandlung in Ihrem Fall für nicht durchführbar
- Positiver Einfluss der Cannabinoide: Es besteht eine nachvollziehbare Annahme, dass die verordneten Cannabinoide einen positiven Einfluss auf Ihren Krankheitsverlauf haben können
Wenn es sich bei Ihrem Arzt um einen Gynäkologen, Allgemeinmediziner oder einen anderen Arzt aus dieser Liste handelt, entfällt der aufwändige Genehmigungsantrag bei der Krankenkasse.
Sobald Sie Ihr Rezept erhalten haben, können Sie in der Apotheke auf eine Auswahl verschiedener Produkte zugreifen – dazu gehören getrocknete Cannabisblüten, Cannabisextrakte sowie Fertigarzneimittel, beispielsweise in Form von Kapseln, die die Wirkstoffe Dronabinol und Nabilon enthalten
Achtung: CBD ist Im Gegensatz zu Tetrahydrocannabinol (THC) – frei erhältlich sofern der THC-Anteil 0,2 % nicht überschreitet und es sich um ein Vollspektrumöl handelt, bei dem der CBD-Gehalt der natürlichen Zusammensetzung der Pflanze entspricht.Empfohlene Cannabisprodukte für Frauen
Für die Behandlung von Menstruationsschmerzen, PMS und Endometriose kommen verschiedene Darreichungsformen infrage. Häufig werden CBD-reiche Öle, Blüten und Tinkturen empfohlen, da sie entzündungshemmend und muskelentspannend wirken.
Für manche Beschwerden, wie etwa bei Endometriose, kann ein ausgewogenes Verhältnis von THC und CBD hilfreich sein, um sowohl schmerzlindernde als auch stimmungsaufhellende Effekte zu erzielen.
Zusätzlich bieten topische Produkte wie Cremes oder Salben eine gezielte Anwendung direkt an der Schmerzstelle.
Die Wahl des geeigneten Produkts sollte stets in enger Abstimmung mit dem behandelnden Arzt erfolgen, um Dosierung und Anwendungsform individuell anzupassen.
Medizinisches Cannabis: Vorteile und Risiken für Frauen
Der Einsatz von medizinischem Cannabis in der Frauengesundheit bietet potenzielle Vorteile, wie etwa Schmerzlinderung, entzündungshemmende und muskelentspannende Effekte, die besonders bei Beschwerden wie Menstruationsschmerzen, Endometriose und PMS helfen können.
Gleichzeitig gilt es, mögliche Risiken zu berücksichtigen – beispielsweise hormonelle Wechselwirkungen (beispielsweise Zyklen ohne Eisprung) und individuelle Nebenwirkungen, deren Ausmaß von Person zu Person variieren kann. Zu diesen zählen beispielsweise: Müdigkeit, Benommenheit, Schwindel, trockener Mund und Konzentrationsprobleme.
Ein ausgewogener Ansatz, bei dem diese Vorteile gegen die Risiken abgewogen werden, ist daher wie bei jedem Medikament entscheidend.
Rechtlicher und medizinischer Kontext in Deutschland
Wie bereits erwähnt, ist medizinisches Cannabis in Deutschland seit 2017 unter bestimmten Voraussetzungen legal. Bei frauenspezifischen Gesundheitsproblemen wie Menstruationsbeschwerden oder Endometriose kann Cannabis verschrieben werden, wenn konventionelle Therapien nicht den gewünschten Erfolg bringen.
Fachärzte – beispielsweise aus der Gynäkologie oder Schmerztherapie – übernehmen die Diagnostik und die Verschreibung. Weitere Informationen finden Sie auf der Website des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) unter www.bfarm.de sowie bei der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie.
Praktische Tipps: Wichtige Fragen an Ihren Gynäkologen
- Welche Erfahrungen haben Sie mit Cannabis gegen Menstruationsschmerzen oder Endometriose gemacht?
- Welche Darreichungsformen (Öl, Blüten, Tinktur, Kapseln) würden Sie mir empfehlen?
- Wie sollte die Dosierung in meinem individuellen Fall aussehen?
- Gibt es Wechselwirkungen mit meinen aktuellen Medikamenten?
- Zu welcher Tageszeit soll ich medizinisches Cannabis anwenden?
Fazit: Medizinisches Cannabis in der Frauengesundheit: In vielen Fällen sinnvoll, aber kein Allheilmittel
Medizinisches Cannabis kann für viele Frauen, die unter Beschwerden wie Menstruationsschmerzen, Endometriose, PMS oder Wechseljahrsbeschwerden leiden, eine sinnvolle und unterstützende Therapieoption darstellen.
Es ist jedoch wichtig zu verstehen, dass es kein Allheilmittel ist – vielmehr sollte es als Teil eines individuell abgestimmten Behandlungsplans betrachtet werden.
Des Weiteren bedarf es noch weiterer Forschung, um das vielseitige Potenzial von Cannabis in der Frauengesundheit zu erschliessen.
- Endometriose-Vereinigung: Was ist Endometriose?
https://www.endometriose-vereinigung.de/was-ist-endometriose/ (Abrufdatum: 04. März 2025) - USZ (2024): Endometriose und Kinderwunsch.
https://www.usz.ch/endometriose-und-kinderwunsch/ (Abrufdatum: 04. März 2025) - Seifalian et al. (2022): Abstract zur Studie [PMID:36555842].
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/36555842/ (Abrufdatum: 04. März 2025) - Jasinski et al (2024): Cannabis use in endometriosis: the patients have their say—an online survey for German-speaking countries, https://link.springer.com/article/10.1007/s00404-024-07652-6 (Abrufdatum: 04. März 2025)
- Calleson Cummings et al (2024): Evaluating the Current Evidence for the Efficacy of Cannabis in Symptom Management of Endometriosis-Associated Pain
https://www.liebertpub.com/doi/10.1089/imr.2024.0017 (Abrufdatum: 04. März 2025) - Washington Post (2022): Cannabis und Menopause-Symptome.
https://www.washingtonpost.com/wellness/2022/10/21/cannabis-menopause-symptoms/ (Abrufdatum: 04. März 2025) - KBV: Cannabis verordnen.
https://www.kbv.de/html/cannabis-verordnen.php (Abrufdatum: 04. März 2025) - TK: Nebenwirkungen von Cannabis – akut und langfristig.
https://www.tk.de/techniker/krankheit-und-behandlungen/erkrankungen/behandlungen-und-medizin/nebenwirkungen-akut-langfristig-2032616 (Abrufdatum: 04. März 2025) - BfArM: Medizinisches Cannabis – Bundesopiumstelle.
https://www.bfarm.de/DE/Bundesopiumstelle/Medizinisches-Cannabis/_node.html (Abrufdatum: 04. März 2025) - Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie: Startseite.https://www.dggg.de/ (Abrufdatum: 04. März 2025)