Herausforderungen bei der Krebstherapie
Krebs ist eine der häufigsten Erkrankungen weltweit. In Deutschland erkranken laut dem Robert Koch-Institut jährlich rund 500.000 Menschen neu daran.
Die Behandlung erfolgt meist durch Operationen, Chemotherapie, Strahlentherapie oder Immuntherapie. Diese Methoden können lebensrettend sein, gehen jedoch mit schweren Nebenwirkungen einher.
Herausforderungen der Krebstherapie
- Schmerzen: Tumore und Behandlungen können starke Schmerzen verursachen.
- Übelkeit und Erbrechen: häufige Nebenwirkungen von Chemotherapie.
- Appetitlosigkeit & Gewichtsverlust: Viele Patienten leiden unter Mangelernährung.
- Schlafstörungen & Angst: Die Diagnose Krebs kann psychisch stark belasten.
Viele Krebspatienten suchen daher nach ergänzenden Therapien, um diese Beschwerden zu lindern. Cannabis rückt dabei zunehmend in den Fokus – aber kann es wirklich helfen?
Kann Cannabis Krebs bekämpfen?
Die Frage, ob Cannabis direkt Krebszellen zerstören kann, wird intensiv erforscht. Einige Laborstudien zeigen, dass THC und CBD das Wachstum bestimmter Krebszellen hemmen können.
Es gibt jedoch keine eindeutigen klinischen Beweise, dass Cannabis Krebs beim Menschen tatsächlich heilen kann.
Was sagt die Forschung?
Studien an Zellkulturen und Tieren zeigen, dass Cannabinoide das Tumorwachstum beeinflussen können. Klinische Studien am Menschen liefern bisher jedoch keine eindeutigen Belege für eine Krebsheilende Wirkung. Experten warnen vor der Fehlinformation, dass Cannabis Krebs „heilen“ könne.
Mythen vs. Realität
Mythos: „Cannabis kann Krebs vollständig heilen." → Es gibt keine gesicherten Beweise dafür.
Realität: „Cannabis kann Symptome lindern." → Studien zeigen, dass es gegen Schmerzen, Übelkeit und Angst helfen kann.
Fazit: Cannabis ersetzt keine Krebstherapie, kann aber unterstützend eingesetzt werden.
Cannabis zur Linderung von Krebs-Symptomen
Obwohl Cannabis Krebs nicht heilen kann, zeigen Studien, dass es typische Beschwerden der Krankheit und ihrer Behandlung lindern kann. Besonders Schmerzen, Übelkeit, Appetitverlust und Schlafstörungen gehören zu den Symptomen, bei denen THC und CBD helfen könnten.
Wie kann Cannabis Krebssymptome lindern?
- Schmerztherapie: THC wirkt über das zentrale Nervensystem und kann chronische Schmerzen lindern.
- Übelkeit & Erbrechen: Cannabis wird oft eingesetzt, um die Nebenwirkungen der Chemotherapie zu reduzieren.
- Appetitsteigerung: Besonders THC kann helfen, den Hunger anzuregen und ungewollten Gewichtsverlust zu bremsen.
- Schlaf & Angst: CBD hat beruhigende Eigenschaften, die Patienten beim Ein- und Durchschlafen unterstützen können.
Viele Krebspatienten nutzen Cannabis ergänzend zu ihrer Therapie. Dennoch sollte die Anwendung immer mit einem Arzt abgesprochen werden, um mögliche Risiken zu vermeiden.
THC in der Krebstherapie: Nutzen & Risiken
THC (Tetrahydrocannabinol) ist der psychoaktive Bestandteil von Cannabis und spielt eine wichtige Rolle in der Krebstherapie. Es kann helfen, Schmerzen zu lindern, Übelkeit zu reduzieren und den Appetit zu steigern.
Potenzielle Vorteile von THC für Krebspatienten
- Schmerzlinderung – Wirkt auf das Nervensystem und reduziert chronische Schmerzen.
- Übelkeitskontrolle – Hilft gegen Erbrechen, besonders bei Chemotherapie.
- Appetitsteigerung – Fördert die Nahrungsaufnahme und kann Gewichtsverlust entgegenwirken.
Mögliche Risiken von THC
- Psychoaktive Wirkung – Kann Verwirrung, Schwindel oder Halluzinationen auslösen.
- Angstverstärkung – Hohe Dosen können Panikattacken oder Paranoia verursachen.
- Abhängigkeitspotenzial – Längerer Konsum kann zu Gewöhnung führen.
Ob THC für einen Patienten geeignet ist, hängt von der individuellen Verträglichkeit ab. Eine ärztliche Betreuung ist daher unerlässlich.
CBD und seine Rolle in der Krebsbehandlung
CBD (Cannabidiol) ist hingegen der nicht-psychoaktive Bestandteil von Cannabis und wird zunehmend ebenso in der Krebstherapie untersucht. Es hat entzündungshemmende, angstlösende und schmerzlindernde Eigenschaften, die Krebspatienten unterstützen können.
Mögliche Vorteile von CBD für Krebspatienten
- Angst- und Stressreduktion – Kann das emotionale Wohlbefinden verbessern.
- Entzündungshemmend – Könnte helfen, tumorbedingte Entzündungen zu reduzieren.
- Schmerzlindernd – Unterstützt die Schmerztherapie ohne psychoaktive Effekte.
Was sagt die Forschung?
Studien zeigen, dass CBD möglicherweise sogar das Wachstum bestimmter Krebszellen beeinflusst, aber es gibt aktuell noch keine Beweise für eine Krebsheilende Wirkung.
- CBD wird oft ergänzend zu klassischen Krebstherapien eingesetzt, um Symptome zu lindern.
- Es ist gut verträglich und hat im Vergleich zu THC ein geringeres Risiko für Nebenwirkungen.
CBD kann eine sinnvolle Ergänzung sein, ersetzt aber keine schulmedizinische Krebstherapie, das meint auch der Deutsche Krebsinformationsdienst.
Rezept für medizinisches Cannabis bei Krebs in Deutschland
In Deutschland können Krebspatienten unter bestimmten Bedingungen medizinisches Cannabis auf Rezept erhalten. Ärzte dürfen Cannabis verschreiben, wenn andere Therapien nicht ausreichen.
Voraussetzungen für eine Verschreibung (MedCanG)
- Diagnose einer Krebserkrankung mit belastenden Symptomen wie Schmerzen oder Übelkeit.
- Ausschöpfung anderer Behandlungen, bevor Cannabis als Option geprüft wird.
- Das Bestehen einer “ganz entfernt liegende Aussicht auf eine spürbare positive Einwirkung auf den Krankheitsverlauf oder auf schwerwiegende Symptome”.
- Ärztliche Begründung, warum Cannabis im individuellen Fall sinnvoll ist.
Ablauf der Verschreibung
- Gespräch mit dem Arzt – Prüfung, ob Cannabis eine geeignete Ergänzung ist.
- Rezeptausstellung – Als E-Rezept durch den Arzt.
- Apothekeneinlösung – Erwerb in einer spezialisierten Apotheke.
- Kostenerstattung möglich, aber nicht garantiert – Antrag bei der Krankenkasse nötig.
Da die Kostenübernahme nicht sicher ist, sollten Patienten sich frühzeitig über Alternativen informieren. Hierzu schreibt die Kassenärztliche Bundesvereinigung im Oktober 2024: “Hausärzte und bestimmte Fachärzte müssen vor der ersten Verordnung von medizinischem Cannabis ab sofort keine Genehmigung der Krankenkasse mehr einholen.”
Checkliste: Gespräch mit dem Onkologen über Cannabis
- Informieren Sie sich über Ihre Symptome: Welche Beschwerden könnten durch Cannabis gelindert werden?
- Fragen Sie nach den Vorteilen: Kann Cannabis in Ihrem individuellen Fall helfen?
- Sprechen Sie über Risiken: Gibt es Kontraindikationen oder Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten?
- Erkundigen Sie sich nach der besten Form: Sind Öle, Blüten oder Kapseln für Sie geeignet?
- Lassen Sie sich den Verschreibungsprozess erklären: Welche Schritte sind für ein Rezept notwendig?
- Fragen Sie nach Dosierung & Anwendung: Wie sollte Cannabis in Ihre Behandlung integriert werden?
- Klärung der Kostenübernahme: Wird Ihre Krankenkasse die Kosten tragen?
Weitere, konkrete Fragen, die Sie Ihrem Arzt stellen sollten, finden Sie weiter unten in diesem Beitrag.
Welche Cannabis-Produkte eignen sich für Krebspatienten?
Medizinisches Cannabis gibt es in verschiedenen Darreichungsformen. Die Wahl hängt von den individuellen Symptomen und der gewünschten Wirkung ab:
- Öle & Tinkturen – Einfach dosierbar, langsame, aber langanhaltende Wirkung.
- Kapseln & Tabletten – Präzise Dosierung, keine psychoaktiven Effekte durch Inhalation.
- Blüten zum Verdampfen – Schnelle Wirkung gegen akute Beschwerden wie Übelkeit oder Schmerzen.
- Essbare Produkte (Edibles) – Langsame, aber langanhaltende Wirkung; schwerer zu dosieren.
Rechtlicher Rahmen & medizinische Einordnung in Deutschland
Mit der Cannabisreform 2024 hat sich der rechtliche Umgang mit Cannabis in Deutschland verändert. Während der private Besitz und Anbau unter bestimmten Bedingungen legalisiert wurde, bleibt die medizinische Nutzung weiterhin streng reguliert.
Was bedeutet das für Krebspatienten?
- Medizinisches Cannabis ist weiterhin nur auf Rezept erhältlich.
- Die Verschreibung liegt im Ermessen des Arztes und erfordert eine medizinische Begründung.
- Krankenversicherungen übernehmen die Kosten nur in Einzelfällen, wenn keine Alternativen wirken.
Bewertung durch Experten
- Das Bundesministerium für Gesundheit sagt, dass “In mehr als drei Viertel aller Fälle (76,4%) wurden Cannabisarzneimittel zur Behandlung chronischer Schmerzen angewendet.”
- Onkologen warnen jedoch davor, Cannabis als Krebsheilmittel zu betrachten.
- Mehr klinische Studien sind nötig, um langfristige Effekte besser zu verstehen.
- Trotz der Legalisierung bleibt medizinisches Cannabis eine kontrollierte Behandlungsoption, die ärztlich begleitet werden muss.
Gespräch mit dem Onkologen: Cannabis als Ergänzungstherapie
Wenn Sie medizinisches Cannabis in Ihre Krebstherapie integrieren möchten, sollten Sie dies offen mit Ihrem Arzt besprechen. Eine fundierte Beratung hilft, Chancen und Risiken realistisch einzuschätzen.
Wichtige Fragen für das Arztgespräch
- „Kann Cannabis meine Symptome lindern?“ – Fragen Sie, ob es bei Schmerzen, Übelkeit oder Appetitverlust helfen kann.
- „Welche Form von Cannabis ist für mich geeignet?“ – Klären Sie, ob Öle, Blüten oder Kapseln sinnvoll sind.
- „Wie sieht der Verschreibungsprozess aus?“ – Lassen Sie sich den Ablauf für ein Rezept in Deutschland erklären.
- „Gibt es Nebenwirkungen, die ich beachten sollte?“ – Informieren Sie sich über mögliche Risiken.
- „Kann ich Cannabis mit meinen aktuellen Medikamenten kombinieren?“ – Fragen Sie nach Wechselwirkungen.
Tipp:
Notieren Sie sich Ihre Symptome und bisherigen Therapien, um dem Arzt eine fundierte Entscheidungsgrundlage zu geben.
Fazit
Medizinisches Cannabis kann Krebspatienten helfen, Schmerzen, Übelkeit und Appetitlosigkeit zu lindern. Während THC und CBD unterstützend wirken, ersetzen sie keine klassische Krebstherapie. Die Verschreibung ist in Deutschland möglich, erfordert aber eine ärztliche Beurteilung.
Wer Cannabis als ergänzende Therapie in Betracht zieht, sollte dies in jedem Fall immer mit seinem Onkologen besprechen.
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