Überblick über Schlafstörungen
Schlafstörungen können in unterschiedlichen Formen auftreten und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – vor allem, wenn sie chronisch werden.
Häufige Varianten sind:
- Einschlafstörungen: Schwierigkeiten, Schlaf zu finden, was oft zu Stress und einem verspäteten Tagesbeginn führt.
- Durchschlafstörungen: Mehrfaches Erwachen in der Nacht oder unruhiger Schlaf, der zu anhaltender Müdigkeit und verminderter Leistungsfähigkeit führt.
- Frühes Erwachen: Ein zu frühes Aufwachen, das den erholsamen Schlaf unterbricht und Stimmungsschwankungen begünstigt.
- Schlafapnoe: Wiederholte Atemaussetzer während des Schlafs, die das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen können.
- Restless-Legs-Syndrom: Unangenehme, kribbelnde Empfindungen in den Beinen, die das Einschlafen und Durchschlafen erschweren.
Achtung: Schlafstörungen können nicht nur zu chronischer Müdigkeit und Konzentrationsproblemen führen, sondern auch langfristig die Gesundheit gefährden – etwa durch Bluthochdruck, Diabetes und psychische Beeinträchtigungen.
Wie CBD und Cannabis den Schlaf fördern
Wissenschaftliche Studien deuten darauf hin, dass Cannabis über das Endocannabinoid-System wirkt, das an der Regulierung von Schlaf, Stimmung und Schmerz beteiligt ist.
Dabei zeigt die bisherige Forschung jedoch keinen klaren Unterschied zwischen der alleinigen Einnahme von CBD (Cannabidiol) und einer Kombination aus THC und CBD: Beide Cannabinoide scheinen in vielen Fällen für besseren Schlaf zu sorgen.
Auch, wenn sich viele Studienergebnisse und Erfahrungsberichte bezüglich Cannabis gegen Schlafstörungen vielversprechend anhören, ist jedoch weitere Forschung notwendig, um herauszufinden, wie das Medikament Betroffenen noch besser helfen kann.
Verschreibungspraxis für medizinisches Cannabis in Deutschland
In Deutschland ist medizinisches Cannabis seit 2017 unter bestimmten Auflagen legal erhältlich. Durch die Teillegalisierung der Heilpflanze im Jahr 2024 ist medizinisches Cannabis nicht mehr per speziellem BTM-Rezept, sondern einfach via regulären Rezept (oder E-Rezept) erhältlich.
Auch muss die Verschreibung für Cannabis zum Einschlafen nicht mehr zwingend über einen Facharzt erfolgen, sondern kann direkt über den Hausarzt erfolgen. Der aktuelle Verschreibungsprozess für Cannabis in Deutschland gestaltet sich wie folgt:
- Diagnose und Anamnese: Der Arzt führt eine ausführliche Diagnostik durch und stellt fest, ob konventionelle Therapien nicht den gewünschten Erfolg bringen.
- Rezeptausstellung: Sollte Ihr Arzt in die Liste folgender Mediziner gehören, kann er Ihnen das Medikament direkt verschreiben. Dennoch kann er bei der Erstverschreibung freiwillig auf ein Genehmigungsverfahren über die Krankenkasse zurückgreifen.
Gut zu wissen: Weitere Informationen finden Sie auch auf der Website des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) unter www.bfarm.de.
Empfohlene Cannabis-Produkte für besseren Schlaf
Für Menschen, die unter Schlafstörungen leiden, stehen verschiedene Darreichungsformen zur Verfügung. Zu den gängigen Produkten gehören:
- CBD-Öle und -Tinkturen
- Kapseln
- Cannabisblüten- und extrakte
Gut zu wissen: Bestimmte Strains mit einem optimal abgestimmten CBD-zu-THC-Verhältnis werden gezielt zur Förderung des Schlafes eingesetzt. Dabei sollten Sie stets die Empfehlungen Ihres Arztes beachten.
Anwendererfahrungen mit CBD und Cannabis zur Schlafverbesserung
Dass der Freizeitgebrauch von Cannabis, je nach Strain (Sorte) schläfrig machen kann, ist allgemein bekannt. Doch auch viele Patienten berichten von positiven Erfahrungen bei der Anwendung von Cannabisprodukten zur Verbesserung des Schlafes.
Einige Anwender geben an, dass sie schneller einschlafen und seltener mitten in der Nacht aufwachen. So berichtet Anwender Elmar Nussbaum, 45 Jahre alt beispielsweise: “Jeden Abend 20 Tropfen [Cannabisextrakt] helfen mir, einzuschlafen und endlich wieder durchzuschlafen.»
Prof. Dr. Mona Tawab, Pharmazeutin am Zentrallaboratorium Deutscher Apotheker, äußerte sich in einem Interview direkt zum Thema CBD gegen Schlafstörungen: „Es gibt durchaus Studien zur Wirkung von CBD auf Angststörungen und Schlafstörungen. Das sind Studien, die allerdings mit einer sehr hohen Dosierung durchgeführt worden sind. Die Dosierung bewegt sich in mehreren hundert Milligramm.”
“Und da gibt es erste Anzeichen, dass CBD durchaus sehr gut wirkt und unterstützend zu anderen Medikationen eingesetzt werden kann.“ Das ist aber ein anderer Dosierungsbereich als jener, den wir bei den Nahrungsergänzungsmitteln haben. Wir sprechen hier von zwei unterschiedlichen Welten. Die frei verkäuflichen Produkte sind zu gering dosiert, und für die Wirkung ist allein die Dosis entscheidend. Studien, die qualitativ hochwertig sind und sich auf diese Nahrungsergänzungsmittel beziehen, gibt es leider nicht."
Es ist somit wichtig, nach Absprache mit einem Arzt auf hoch dosierte CBD-Produkte zu setzen, um die bestmögliche Wirkung für Ihren Schlaf zu erzielen.
Vorteile und Risiken von medizinischem Cannabis bei Schlafstörungen
Wie jedes wirksame Medikament weist auch Cannabis sowohl Vorteile als auch mögliche Risiken auf:
Vorteile
- Verbesserter Schlafbeginn: Viele Patienten erleben eine schnellere Einschlafphase.
- Erhöhter Tiefschlaf: Die Förderung des Tiefschlafs kann zu einer besseren Erholung beitragen.
- Reduzierung von Stress und Ängsten: Die beruhigende Wirkung von CBD unterstützt nicht nur den Schlaf, sondern hilft auch bei der Bewältigung von Alltagsstress.
Risiken
- Individuelle Unterschiede: Nicht jeder reagiert gleich auf Cannabis – die Wirkung ist von Person zu Person unterschiedlich.
- Nebenwirkungen: Mögliche Nebenwirkungen können unter anderem Müdigkeit am nächsten Tag oder leichte Schwindelgefühle sein.
- Abhängigkeitsrisiko: Es ist ein Mythos, dass jeder, der Cannabis verwendet, automatisch abhängig wird. Tatsächlich entwickelt nur ein kleiner Teil der Nutzer eine Sucht, während viele es verantwortungsbewusst einsetzen. Allerdings kann bei einigen Personen, besonders bei höheren Dosierungen, ein Gewöhnungseffekt eintreten – daher ist eine ärztliche Überwachung unerlässlich.
Achtung: Ein ausgewogener Ansatz, bei dem Nutzen und mögliche Risiken sorgfältig abgewogen werden, ist unerlässlich. Eine enge Abstimmung mit Ihrem Arzt hilft, die beste Behandlungsstrategie zu entwickeln.
Vergleich mit traditionellen Schlafmitteln
Im Vergleich zu klassischen Schlafmitteln wie Benzodiazepinen oder sogenannten Z-Drugs bietet medizinisches Cannabis durchaus einige Vorteile: Viele Patienten schätzen die natürliche Wirkung und das geringere Risiko schwerwiegender Nebenwirkungen.
Dennoch sollte beachtet werden, dass herkömmliche Schlafmittel in bestimmten Fällen schneller wirken können und ihre Wirkung wissenschaftlich gut dokumentiert ist.
Die Entscheidung für oder gegen Cannabis sollte individuell und in Absprache mit einem Facharzt getroffen werden.
Rechtlicher Rahmen in Deutschland
Wie bereits erwähnt, ist medizinisches Cannabis in Deutschland seit 2017 unter fest definierten Voraussetzungen legal.
Insbesondere bei Schlafstörungen kann Cannabis verschrieben werden, wenn herkömmliche Therapien nicht den gewünschten Erfolg erzielen. Sowohl Fachärzte als auch Allgemeinmediziner haben die Befugnis, die Diagnostik durchzuführen und Cannabis zu verschreiben.
Weitere Informationen dazu finden Sie auf der Website des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) direkt hier.
Cannabis in die Schlafhygiene integrieren
Medizinisches Cannabis kann ein Baustein in einer umfassenden Strategie zur Verbesserung der Schlafhygiene sein. Hier einige praktische Tipps:
- Regelmäßige Schlafenszeiten: Versuchen Sie, jeden Tag zur gleichen Zeit ins Bett zu gehen und aufzustehen.
- Entspannungsrituale: Schaffen Sie Rituale, die Ihnen helfen, abzuschalten – sei es Lesen, Meditation oder ein warmes Bad.
- Reduktion von Bildschirmzeit: Vermeiden Sie digitale Geräte vor dem Schlafengehen, um die natürliche Melatoninproduktion nicht zu stören.
- Kein Stress vorm Schlafen: Schwierige Gespräche, Streits oder ein kurzer Blick ins Arbeitshandy können Ihren Schlaf ruinieren. Gewöhnen Sie sich an, die letzte Stunde vor dem Zubettgehen zum “Runterfahren” zu nutzen. Dies ist auch die ideale Zeit, um medizinisches Cannabis anzuwenden.
Praktische Tipps: So sprechen Sie mit Ihrem Arzt über Cannabis
- Bereiten Sie eine Liste Ihrer aktuellen Schlafprobleme und bisherigen Therapien und Medikamente vor
- Fragen Sie gezielt nach den Vor- und Nachteilen von medizinischem Cannabis im Vergleich zu Ihren bisherigen Medikamenten
- Lassen Sie sich über die verschiedenen Darreichungsformen und Dosierungsmöglichkeiten beraten
- Klären Sie eventuelle Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten ab
- Bitten Sie um eine individuelle Einschätzung, ob die Anwendung von medizinischem Cannabis in Ihrem Fall sinnvoll ist
Fazit: CBD und Cannabis bei Schlafstörungen – in einigen Fällen durchaus hilfreich
Die Nutzung von medizinischem Cannabis zur Behandlung von Schlafstörungen ist ein spannender Ansatz, der vielen Betroffenen Hoffnung auf eine Verbesserung der Schlafqualität gibt.
Die Forschung befindet sich zwar noch im Aufbau, aber erste Ergebnisse und zahlreiche Anwenderberichte zeigen positive Effekte.
Letztlich ist es wichtig, dass jede Therapieentscheidung in enger Absprache mit Ihrem Arzt getroffen wird – so können Sie sicherstellen, dass Sie die bestmögliche Unterstützung für einen erholsamen Schlaf erhalten.
- Babson et al. (2017): Cannabis, Cannabinoids, and Sleep: a Review of the Literature [PMID:28349316].
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28349316/ (Abrufdatum: 04. März 2025) - Velzeboer et al. (2022): Cannabis dosing and administration for sleep: a systematic review [PMID:36107800].
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/36107800/ (Abrufdatum: 04. März 2025) - KBV Cannabis verordnen.
https://www.kbv.de/html/cannabis-verordnen.php (Abrufdatum: 04. März 2025) - Rheumaliga (2020): Besser schlafen mit Cannabis.
https://www.rheumaliga.ch/blog/2020/besser-schlafen-mit-cannabis (Abrufdatum: 04. März 2025) - BR (2024): CBD – Cannabidiol: Nahrungsergänzungsmittel?
https://www.br.de/br-fernsehen/sendungen/gesundheit/cbd-cannabidiol-nahrungsergaenzungsmittel-novelfood100.html (Abrufdatum: 04. März 2025) - BfArM: https://www.bfarm.de/DE/Bundesopiumstelle/Medizinisches-Cannabis/_node.html (Abrufdatum: 04. März 2025)